DFB-STIFTUNG SEPP HERBERGER | 2022
Philipp Lahm


„ES IST MIR EINE FREUDE, EHRENAMTLICH VERANTWORTUNG FÜR DEN FUSSBALL ZU ÜBERNEHMEN“

Philipp Lahm gehört seit Oktober 2022 zum Kuratorium der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Im Interview erklärt der 39-Jährige, warum ihm diese Funktion so wichtig ist. Außerdem spricht der Weltmeister von 2014 unter anderem über Uwe Seeler und die EURO 2024 in Deutschland, deren Turnierdirektor er ist.

Philipp Lahm, seit Oktober des vergangenen Jahres zählen Sie zum Kuratorium der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Warum ist es Ihnen wichtig, sich hier einzubringen?
Ich habe zehn Jahre für die deutsche Nationalmannschaft Fußball gespielt und dabei viel erlebt. Es war eine sehr schöne Zeit. Sepp Herberger ist eine herausragende Persönlichkeit im deutschen Fußball. Der DFB würdigt sein Schaffen in der Sepp-Herberger-Stiftung. Ich freue mich darauf, mich in ihr ehrenamtlich einzubringen.

Mit Uwe Seeler ist im vergangenen Jahr ein Gesicht des deutschen Fußballs verstorben. Seeler war genau wie Sie Ehrenspielführer der Nationalmannschaft und bis zu seinem Tod ebenfalls Kuratoriumsmitglied in Deutschlands ältester Fußballstiftung. Treten Sie nun seine Nachfolge an?
Uwe Seeler wird immer Teil der deutschen Fußballhistorie sein. Er hat die deutsche Nationalmannschaft großartig angeführt und mit seinem HSV triumphiert und gelitten. Er hat den Fußball geliebt und ihm sein Leben gewidmet. Uwe Seelers Verständnis von Fußball teile ich: Es handelt sich um einen Sport, der Menschen zusammenbringt, der Freundschaft gibt und Fairness erfordert wie vermittelt. An diese Ideale hat Uwe Seeler immer geglaubt, er hat sie bis zum Schluss verkörpert. Es ist für mich eine große Ehre, nun einen Platz im Kuratorium der Sepp-Herberger-Stiftung einzunehmen. Ich denke nicht, dass ich seine Nachfolge antrete.

Mit welchen Zielen übernehmen Sie Ihre neue Funktion in der DFB-Stiftung Sepp Herberger?
Der DFB ist ein gemeinnütziger Verband und würdigt mit der Sepp-Herberger-Stiftung die herausragenden Leistungen ihres Namensgebers. Es ist mir eine Freude, ehrenamtlich Verantwortung für den Fußball zu übernehmen.

Warum ist es Ihnen so wichtig, an dieser Stelle zu helfen?
Millionen von Menschen arbeiten in Deutschland ehrenamtlich und halten Deutschland am Laufen. Ich will meinen Beitrag leisten.

Welche Rolle spielt für Sie in diesem Zusammenhang die Persönlichkeit Sepp Herberger? Was verbinden Sie mit dem Weltmeister-Trainer von 1954?
Deutschland ist viermal Weltmeister geworden. Bern 1954 war der Grundstein. Aber auch 1974, 1990 und 2014 – immer hat sich unser Land mit der deutschen Mannschaft identifiziert. Die Namen der Spieler und Trainer haben sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt. Es ist sehr schön, ein Teil davon zu sein. Daraus erwächst aber auch die Verantwortung, dem Gemeinwohl etwas zurückzugeben.

Sie sind Turnierdirektor der UEFA EURO 2024, die in Deutschland stattfinden wird. Worauf können sich die Fans freuen?
Deutschland wird ein toller Gastgeber sein. Wir wollen die Gelegenheit nutzen, ein Turnier im Herzen des freiheitlichen Europa zu veranstalten. Es wird ein großes Fest, bei dem alle willkommen sind. Wir wollen unsere Werte zeigen und unsere offene Art zu leben feiern. Dieser Auftrag ist umso wichtiger, da sportliche Großveranstaltungen zuletzt in Katar, China und Russland stattgefunden haben.

Wie sehen Sie die sportliche Situation der deutschen Nationalmannschaft – gerade auch nach den drei enttäuschenden großen Turnieren zuletzt?
In den kommenden Monaten wird unsere Mannschaft immer deutlicher spüren, was es bedeutet, ein Turnier im eigenen Land zu spielen. Sie muss sich selbst finden, die Gelegenheit ergreifen und Leistung bringen. Meine Lieblingsgeschichte wäre, dass die Nationalspieler sich in dem Fan in der Kurve wiedererkennen und der Fan in der Kurve sich von den Spielern auf dem Rasen vertreten fühlt. Es wäre schön, wenn wir nach Katar alle das Wir gemeinsam wiederentdecken.

Der letzte große Titel war der Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 mit Ihnen als Kapitän. Wie schauen Sie heute – fast zehn Jahre später – auf das Turnier und die Ereignisse in Brasilien zurück?
Es ist ein starkes und schönes Gefühl, ein Teil dieser Mannschaft zu sein. Ich bin dankbar.