DFB-STIFTUNG SEPP HERBERGER | 2022
Resozialisierung


TITEL, WERTE UND EIN NEUSTART INS LEBEN

Auch das Jahr 2022 stand wieder ganz im Zeichen der Resozialisierung. Mehrere Projekte haben die Arbeit der DFB-Stiftung Sepp Herberger in Justizvollzugseinrichtungen bestimmt. Ein Überblick.

TURNIER UM DEN SEPP-HERBERGER-POKAL

Riesiger Jubel bei der JSA Berlin. Die Häftlinge aus der Hauptstadt haben den Sepp-Herberger-Pokal 2022 gewonnen. Bei den Frauen holte sich die JVA Iserlohn den Titel. Die Veranstaltung ist der alljährliche sportliche Höhepunkt der Resozialisierungsinitiative „Anstoß für ein neues Leben“.

Elf Teams mit männlichen und weiblichen Jugendstrafgefangenen aus sieben Bundesländern trafen sich in der gastgebenden Jugendanstalt in Hameln. Im Finale des Männer-Turniers setzte sich die JSA Berlin in einem packenden Finale im Neunmeterschießen gegen die JVA Herford durch. Aus den Händen des Profifußballtrainers Jan Zimmermann erhielten die Spieler aus der Hauptstadt die DFB-Meisterplakette. Der frühere Cheftrainer von Hannover 96 betonte:

„Der Fußball ist eine Lebensschule. Über den Sport könnt ihr wichtige Werte wie Teamgeist, Disziplin und Durchhaltevermögen lernen. Ergreift die Möglichkeiten, die hier geboten werden, für euer künftiges Leben.“

Die Fußballerinnen aus der JVA Iserlohn sicherten sich vor der Mannschaft aus der JVA Köln den Siegerpokal bei den Frauen. Frank Schmidt, Vizepräsident im Niedersächsischen Fußballverband und Kuratoriumsmitglied der Sepp-Herberger-Stiftung, hatte sichtlich Freude an den Turnierspielen: „Ihr zeigt einen großartigen Fußball, der von Leidenschaft und Fairness geprägt ist. Wir möchten mithelfen, dass viele Jugendliche nach der Inhaftierung den Weg in die Fußballvereine finden.“ Den Stellenwert der Initiative für die Zeit nach der Haftentlassung hob auch Gerhard Durchstecher, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Hameln, hervor: „Wir möchten den Jugendlichen für die Zeit nach ihrer Inhaftierung eine berufliche Perspektive bieten.“

100 Jugendstrafgefangene im Alter zwischen 16 und 24 Jahren, die in den teilnehmenden Justizvollzugs- und Jugendstrafanstalten an dem gemeinsamen Programm der DFB-Stiftung Sepp Herberger und der Bundesagentur für Arbeit partizipieren, waren mit dabei. Das Turnier ist eines der größten Fußballturniere hinter Gefängnismauern in Deutschland. Es wird seit dem Jahr 2008 ausgetragen.

AUSBILDUNG ZUM DFB-JUNIOR-COACH IN DER JVA VECHTA

Tolle Aktion in der JVA Vechta in Niedersachsen: Insgesamt acht jugendlichen Inhaftierten wurden die Junior-Coach-Zertifikate ausgehändigt. Die Ausbildung fand im Rahmen der Initiative „Anstoß für ein neues Leben“ statt. Um die Anforderungen zu erfüllen, haben die Gefangenen über einen Zeitraum von fünf Monaten hinweg mindestens einmal pro Woche am Training beziehungsweise der Ausbildung teilgenommen. Inhaltlich wurde dabei nicht nur Wert auf das Sportliche gelegt, sondern mindestens zu gleichen Teilen wurden auch das Verhalten vor einer größeren Gruppe und das Einhalten von Regeln thematisiert.

Der DFB-Junior-Coach ist eine Säule der DFB-Qualifizierungsoffensive und umfasst 40 Lerneinheiten. Eigentlich ist die Ausbildung konzipiert, um fußballbegeisterten Schülerinnen und Schülern ab 15 Jahren eine Einstiegsmöglichkeit in die lizenzierte Trainertätigkeit zu geben. Neben dem sportspezifischen Wissen wird besonderer Wert auf die Persönlichkeitsentwicklung gelegt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen früh die Möglichkeit bekommen, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, Trainingserfahrung zu sammeln und Kindern den Spaß am Fußball zu vermitteln. Die Inhalte werden spezifisch ergänzt und methodisch der Zielgruppe angepasst.

FORTBILDUNG FÜR SPORTBEAMTE IM JUGENDSTRAFVOLLZUG

Die DFB-Stiftung Sepp Herberger und der DFB haben für Sportbeamte in Justizvollzugsanstalten eine Fortbildung zum Thema Wertebildung im Fußball ausgerichtet. Im Rahmen der dreitägigen Veranstaltung in der Sportschule Duisburg-Wedau wurde schnell klar, dass der Fußball ein perfektes Mittel zur Persönlichkeitsentwicklung darstellen und einen Beitrag zur Resozialisierung leisten kann – wenn er richtig eingesetzt wird.

Neben den 20 Sportbeamten war auch der frühere Bundesliga-Trainer Frank Schaefer mit dabei. Der heutige Direktor des Nachwuchsleistungszentrums von Fortuna Düsseldorf gab Tipps aus seiner Karriere. Schaefers zentrale Botschaft war, dass Trainer Werte vorleben und diese vermitteln müssen – egal, wie unterschiedlich die Rahmenbedingungen und die Zielgruppe auch sein mögen. Geleitet wurde die Veranstaltung von Wolfgang Möbius, DFB-Abteilungsleiter Qualifizierung und Schule, und von DFB-Referent Alexander Schunke.

Olaf Fiedler, der Leiter des Sportbereichs in der JVA Iserlohn, war einer der Teilnehmenden und fasste das Thema stellvertretend für seine Kollegen zusammen:
 
„Bei all unseren Sportangeboten steht nicht die Leistung im Vordergrund, sondern die Vermittlung von Werten. Sport dient hier in erster Linie als soziales Trainingsfeld.“

Fiedler brachte die übergeordnete Zielsetzung auf einen simplen Nenner: „Es geht nicht um Sieg und Niederlage. Es geht darum, wie man gewinnt oder verliert.“ Wichtig seien der respektvolle Umgang mit Mitspielern und Gegnern, aber eben auch Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Letztlich lasse sich das im Sport Erlernte auf den Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten, Freunden und Familienmitgliedern übertragen. Der Fußball soll den Inhaftierten also etwas von jenem Rüstzeug mitgeben, das sie für einen erfolgreichen Neustart außerhalb der Gefängnismauern benötigen.


WEITERE HIGHLIGHTS IN 2022

Michael Preetz bei der Adventsfeier in der JSA Berlin;
Klaus Schlappner zu Besuch in der JVA Mannheim;
Daniel Didavi und Sven Schipplock zu Gast bei den jugendlichen Strafgefangenen im Seehaus Leonberg.

Fußball hinter Gefängnismauern: Sepp-Herberger-Award für den FC St. Pauli