Backstage und auf großer Bühne gefordert

Taime Kuttig genießt als einer der erfolgreichsten Blindenfußballer der Republik Reputation. Als Event-Inklusionsmanager bei der DFB-Stiftung Sepp Herberger trägt er seit Herbst 2021 dazu bei, weiteren Sportlern mit Handicap noch größere Anerkennung, Möglichkeiten und Beachtung zu verschaffen. Fest im Blick hat Kuttig dabei auch die Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland.

Seine Worte lassen keinen Spielraum. „Sport für Menschen mit Handicap ge­
hört voll in den Fokus“, sagt Taime Kuttig.
Mit Fokus meint er die Mitte der Ge­sellschaft, den Puls der Zeit, die große Bühne, Beachtung und Respekt. Um diesem Ziel Schritt für Schritt näher zu kommen, kämpft er gewissermaßen an 
zwei Fronten. Der 29-Jährige beeindruckt und begeistert seine Beobachter als einer der besten Blindenfußballer der Republik. Wenn er mit seinem Team aus Marburg oder der Blindenfußball-Nationalmannschaft aufläuft, bröckeln Vorurteile in Windeseile. Sie werden ersetzt von Faszination und Anerkennung für diesen packenden Sport und seine Protagonisten. 

Außerdem trägt er seit dem 1. September 2021 als Event-Inklusionsmanager im hauptamtlichen Team der DFB-Stiftung Sepp Herberger dazu bei, Menschen mit Handicap die gleichen Chancen zu eröffnen wie allen anderen auch. Kuttigs Stelle ist Teil des vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) gestarteten „EVI-Projekts“, das aus den Mitteln des Ausgleichsfonds des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert wird. Es eröffnet Menschen mit Behinderungen mehr Chancen am Arbeitsmarkt und sorgt für mehr Barrierefreiheit und Inklusion im Sport. 

Welche Hürden im Alltag noch zu überwinden sind, weiß Kuttig nur allzu gut. Von Geburt an konnte er sich weniger als andere auf seine Augen verlassen. Eine allmähliche Netzhautablösung ließ die Sehkraft weiter schwinden. Kuttig erfuhr, wie viele Barrieren Menschen mit Behinderung Tag für Tag überwinden müssen. Im Straßenverkehr, in der Schule, bei Hobbys und nicht selten auch in den Köpfen der Mitmenschen. Mit zwölf Jahren zog Kuttig von Stuttgart nach Marburg. In der Deutschen Blindenstudienanstalt – kurz Blista – machte er nicht nur sein Abitur, sondern fand auch zum Blindenfußball. Inzwischen ist er mit den Sportfreunden Blau-Gelb Blista Marburg viermal Deutscher Meister geworden und zum etablierten Nationalspieler gereift. Im Juni 2022 steht mit der EM im italienischen Pescara ein weiteres Highlight an.

Im Fokus seiner Tätigkeit für die DFB-Stiftung Sepp Herberger stehen die Fußball-Inklusions­tage. Nach dem Auftakt im September 2021 in Trier wird dieses Event bis einschließlich des EM-Jahres 2024 auf dem Kölner Roncalliplatz, im Schatten des Doms, jährlich fortgesetzt. Hinzu kommen flankierende Events in anderen Städten, die als Gastgeber der Europameisterschaft 2024 fungieren. Die großen Veranstaltungen sollen zu Multiplikatoren werden. „Es gibt reichlich zu tun, aber es macht viel Spaß. Wir wollen nachhaltig etwas bewirken, weitere Vereine und Menschen dazu bewegen, die geschaffenen Strukturen zu nutzen und Angebote für Sportler mit Handicap zu machen“, so Kuttig, der sich zudem darum bemühen will, das Team der Euro 2024 GmbH in Bezug auf Barrierefreiheit und Teilhabe zu unterstützen. „Die EM in Deutschland soll gerade auch für Menschen mit Behinderung ein besonderes Event werden. Dabei haben wir das Thema Barrierefreiheit ebenso im Blick wie die aktive Teilhabe in den Fußballvereinen“, erklärt Eventmanager Kuttig. All diesen Ambitionen stellt er sich gerne, denn sie entsprechen seinem Ziel, den Sport von Menschen mit Behinderung in die Mitte der Gesellschaft zu rücken.